Warum Sachsen seine Zukunft in den Kitas verspielt und was die Gesellschaft dagegen tun kann
Montag, 05. Mai 2014
Sächsische Eltern, die von einer Kita mehr erwarten, als die bloße Aufsicht ihrer Sprösslinge wissen: Die Berteuungsrelation in sächsischen Kitas ist eine Katastrophe. Die Chemnitzer „Freie Presse“ widmet dem Thema heute die Titelseite und die Seite Zeitgeschehen. Hintergrund ist eine von 72.000 Sachsen unterzeichnete Petition, die eine bessere Personalausstattung in den sächsischen Kitas fordert. Lothar Bienst, der schulpolitische Sprecher (!) der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag, darf den Kommunen den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Sie seien nicht bereit, sich an den Zusatzkosten für mehr Personal in den Kitas zu beteiligen.
Solange die Politik nicht handelt, ergeben sich folgende Handlungsoptionen für…
… die Kommunen
Es steht jeder Kommune frei, in ihren Kitas mehr Personal einzusetzen, als vom Gesetzgeber gefordert. Im Standortwettbewerb um Fachkräfte kann eine optimale Kinderbetreuung ein ausschlaggebendes Argument sein.
… die Unternehmen
Wer heute die besten Mitarbeiter für sein Unternehmen gewinnen will, der muss etwas bieten. Klar lässt sich vieles über das Gehalt regeln. Für Unternehmen, die mit Westgehältern konkurrieren wollen, kann das richtig teuer werden. Aber wie wäre es denn mit einer eigenen Kita oder einer vom Unternehmen beschäftigten Tagesmutter, die sich um die Betreuung des Nachwuchses kümmert? Fest steht: Mitarbeiter, die sich Gedanken machen müssen, ob ihre Kinder optimal betreut werden, sind schlechte Mitarbeiter, weil sie nie vollkommen bei der Sache sind. Das Engagement im Bereich der Kinderbetreuung kann sich deshalb für die Unternehmen ganz schnell auszahlen. Weit verbreitet sind die Betriebskitas freilich noch nicht. Eine Übersicht des Sächsischen Kultusministeriums vom Januar 2013 verzeichnet 19 Betriebskindergärten in Sachsen, zu denen auch das Kindersonnenland des Solaranlagenbauers Roth & Rau in Hohenstein-Ernstthal gehört. Deutschlandweit gibt es mehr als 500, ihr Aufbau wird durch ein Programm der Bundesregierung finanziell gefördert. Tagesmütter gibt es beispielsweise bei der Chemnitzer Heim gGmbH.
… für die Enrichtungen
Kompetente Kita-Leiter wissen längst, dass der schlechte Personalschlüssel ihre Mitarbeiter auf Dauer ausbrennen lässt. Mit einem aktiven Gesundheitsmanagement lassen sich die gröbsten Auswüchse zumindest etwas abmildern. Und weil Kitas ja auch Arbeitgeber sind, werden gute Bewerber mit Sicherheit danach fragen, was ihnen in Sachen Gesundheitsmanagement geboten wird.
… die Eltern
Am 25. Mai sind Kommunalwahlen in Sachsen. Da heißt es Druck aufbauen auf die Verantwortungslosen, die aufgrund falscher Prioritätensetzung, mangelnden Sachverstand oder irgendwelchen Klüngelein die Zukunft des Freistaates verspielen. In der heißen Phase des Wahlkampfes kann es dabei durchaus sinnvoll sein, ein paar Stadt-, Gemeinde- oder Kreisräte einmal zu einem Aktionstag in eine Kita einzuladen. Wenn die Damen und Herren Politiker 18 Kinder im Alter von einem bis drei Jahren komplett für den Ausflug in den Garten angezogen haben, werden sie nicht nur gehörig ins Schwitzen gekommen sein, sondern auch sehen, dass der Personalsschlüssel in Kitas vorne und hinten nicht reicht.
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