Wirtschaft in Sachsen

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Wissenschaftler sagen gestärkte Zulieferer voraus

Montag, 18. Januar 2010

Grünes Licht von Rainer Sturm © Pixelio.de

Grünes Licht für Zulieferer

Zwickau. Viele sächsische Zulieferfirmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Das ist zentrales Ergebnis der Studie „Flexibilität für den Automobilstandort Sachsen“, die Guido Tolksdorf, Professor für Personalwirtschaft an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, und Michael Behr, Forschungsleiter am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, im April dieses Jahres vorlegten. Von September bis November 2008 hatten sie die Geschäftsführer von 52 Automobilzulieferern mit insgesamt 10.000 Beschäftigten befragt. Auch nach einem Jahr Krise bleibt Michael Behr bei seinen Ergebnissen: „Die meisten Unternehmen haben Substanz und werden sich berappeln“, sagte der Honorarprofessor der Westsächsischen Hochschule Zwickau auf Nachfrage.

In den Augen der beiden Wissenschaftler gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die auch jetzt noch die positive Prognose für die Region untermauern. So stimmten 62 Prozent der Geschäftsführer der Aussage zu, dass die Unternehmen der Region deutlich flexibler sind als durchschnittliche westdeutsche Unternehmen. „Offensichtlich haben die westsächsischen Zulieferer in der Selbsteinschätzung erhebliche Wettbewerbsvorteile auch gegenüber ihren Nachbarn aufgebaut, die wesentlich auf die Flexibilität der Anlagen, der Mitarbeiter und des internen Wissensmanagements beruhen“, schreiben die beiden Wissenschaftler in ihrer Studie.

Angesichts der gegenwärtigen Krise sowie der Tatsache, dass sich mit den stark wachsenden Automobilstandorten in Osteuropa und hier vor allem in den EU-Ländern Tschechien und der Slowakei, bereits in den vergangenen Jahren eine neue Konkurrenz für die Automobilzulieferer der östlichen Bundesländer herausgebildet hat, seien Flexibilitätskompetenzen besonders gefragt. Dabei strotzen die befragten Geschäftsführer vor Selbstbewusstsein, schließlich gehen sie mehrheitlich davon aus, dass eher die Weststandorte, nicht aber die Standorte in den östlichen Bundesländern unter Druck geraten könnten.

Am Fachkräftemangel in der Wirtschaftsregion Chemnitz-Zwickau hat die derzeitige Wirtschaftskrise nichts geändert. „Wir beobachten, dass die kleinen und mittelständigen Unternehmen versuchen, mit Kurzarbeit ihre Mitarbeiter zu halten und gleichzeitig darauf warten, dass die Konkurrenz eher einknickt und damit dringend benötigte Fachkräfte freigesetzt werden“, so Michael Behr.

Darüber hinaus sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Gehaltsniveau bei den östlichen Nachbarn steigen werde. „Tschechien und die Slowakei stehen vor ähnlichen personalwirtschaftlichen Problemen, haben aber keine vergleichbaren, auf Stabilität beruhenden Beschäftigungskulturen“, so der Jenaer Wissenschaftler. Loyalität, Betriebsidentifikation, Qualitätsorientierung und Zusammengehörigkeitsgefühl seien bedeutende Standortvorteile. Dennoch stehe die Personalpolitik bei den befragten Unternehmen vor einem enormen Modernisierungsdruck.

Bildquelle: Grünes Licht von Rainer Sturm © Pixelio.de
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