Neuer Tillich-Skandal: Erst Journalisten einschüchtern, dann Rechtfertigung per Bild-Zeitung
Montag, 06. Juli 2009
Dresden. Der Personalfragebogen von Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) – jetzt wird er zu einem deutschlandweiten Politikum. Unter dem Titel „Kein offenes Ohr zur rechten Zeit“ bringt die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute auf Seite 4 einen lesenswerten Hintergrundbericht zur Affäre.Hauptkritikpunkt ist Tillichs gespaltenes Verhältnis zur Öffentlichkeit. „Journalisten, die Fragen zum Personalbogen des Regierungschefs stellten, wurden Klagen angedroht“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ klagte trotzdem. Drei Antworten aus dem Fragebogen musste die Staatskanzlei daraufhin veröffentlichen. Die Zeitschrift, so schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute, wolle jetzt erreichen, dass auch die restlichen sieben Antworten veröffentlicht werden. Die können die Hamburger heute in der Bild–Zeitung nachlesen. Tillich selbst ging jetzt in die Offensive und stellt sich, wie bereits sein Parteikollege Dieter Althaus, via Bild-Zeitung dem Volk. Offensichtlich hat es sich in beiden Staatskanzleien herumgesprochen, dass die Bild-Zeitung gern zur Seite springt, wenn sich andere Medien, weder mit Argumenten noch mit Klageandrohungen, von der „Wahrheit“ überzeugen lassen. Wie das funktioniert, erklärt der Bildblog am Beispiel Althaus.
Im Interview hält es Tillich weiterhin für richtig, dass er bei den dienstlichen Kontakten mit der Stasi ein Nein angekreuzt habe. Die Stasi-Leute seien schließlich einfach da gewesen, ein dienstlicher Kontakt sehe anders aus. Ein gefundenes Fressen für die Opposition. Klaus Tischendorf, stellvertretender Vorsitzende der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, reagierte sofort auf das Bild-Zeitungs-interview. Für Tischendorf steht fest: „Er (gemeint ist Tillich) hat vier Mal falsch geantwortet und wäre, hieße er nicht Tillich und wäre er nicht wichtiges CDU-Mitglied, längst aus dem öffentlichen Dienst Sachsens entlassen worden (…)“. Tischendorf kommt deshalb zu dem Fazit: „Herr Tillich muss sich aber fragen lassen, was er all den Menschen sagt, die wegen wesentlich geringerer „Systemnähe“ kein Chance im öffentlichen Dienst in Sachsen gehabt haben.“ Ähnlich argumentiert auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Zwar habe Tillich in seiner Amtszeit in Sachsen viel erreicht, tragisch sei aber, dass andere, die wegen ihrer ehrlichen Antworten im Fragebogen aussortiert wurden, keine Chance hatten, sich zu beweisen.
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2 Beiträge zu “Neuer Tillich-Skandal: Erst Journalisten einschüchtern, dann Rechtfertigung per Bild-Zeitung”
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