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Die „Wiege der deutschen Betriebswirtschaftslehre“ steht in Leipzig

Dienstag, 14. Oktober 2008

Das Gebäude der Handelshochschule Leipzig um 1911

Das Gebäude der Handelshochschule Leipzig um 1911

Leipzig. „Die moderne Betriebswirtschaftslehre als eigenständige wirtschaftswissenschaftliche Disziplin, wie wir sie heute kennen, hat an der Handelshochschule Leipzig (HHL) 1898 ihren Anfang genommen“, sagt Volker Stößel von der Handelhochschule Leipzig. Hier also stehe die „Wiege der deutschen Betriebswirtschaftslehre“.

Wäre es in Deutschland im Zeitraum zwischen 1898 und 1919 nicht zur Gründung spezieller Handelshochschulen gekommen, hätten die gesellschaftlichen und vor allem ökonomischen Umstände nach Darstellung von Stößel mit Sicherheit zu einer Etablierung dieser Disziplin an Universitäten geführt.

Warum bezeichnet man aber nun gerade die Leipziger Institution als „Wiege der deutschen Betriebswirtschaftslehre“, obwohl man dort die moderne BWL natürlich nicht erfunden hat? Die neue Disziplin entstand in einem langjährigen Prozess der Erforschung und der Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Wirklichkeit, anfangs unter mehr oder weniger starker Mitwirkung der Professoren aller Handelshochschulen, später auch von Fakultäten der Universitäten. Der Ausdruck „Wiege“ bezieht sich demnach ausschließlich darauf, dass die Leipziger Initiatoren als erste den Versuch wagten, eine für die damalige Zeit völlig neue akademische Institution ins Leben zu rufen. Die Gründungsväter wussten zu Beginn keineswegs, ob ihr Experiment gut ausgehen oder aber in einem Fiasko enden würde. Ihr Mut zum Wagnis zahlte sich aber letztlich aus, denn die neue Einrichtung wurde angenommen.
Rasch überwand man auch anderenorts die noch vorhandene Skepsis, die Nachfrage seitens der Studieninteressierten wuchs ständig. Für die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründeten Wirtschaftshochschulen wie beispielsweise St. Gallen (1900), Köl

Gebäude der Handelshochschule Leipzig um 1911

Das Gebäude der Handelshochschule Leipzig um 1911

n (1901), Frankfurt/M. (1901) oder Berlin (1906) minimierte sich demzufolge das Risiko ganz entscheidend, denn sie profitierten von den Erfahrungen der Leipziger Pioniere. Als einer der ersten Studenten an der Handelshochschule Leipzig, immatrikuliert im April 1898, gilt Eugen Schmalenbach heute als bekanntester Begründer der wissenschaftlichen Betriebswirtschaftslehre in Deutschland.
Deutschlands älteste betriebswirtschaftliche Hochschule – die Handelshochschule Leipzig (HHL) – feierte in diesem Jahr ihren 110. Geburtstag. Die Einrichtung wurde am 25. April 1898 im Auditorium Maximum der Universität Leipzig gegründet, um jungen Kaufleuten, die sich berufen fühlten, als Leiter großer Unternehmen tätig zu werden, eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie in der Universität Leipzig auf: 1969 gründete die DDR sie wieder. 1992 wurde die jetzige HHL als private universitäre Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht ins Leben gerufen. Neben der Internationalität spielt an der HHL die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis eine herausragende Rolle. Darüber hinaus ist es das erklärte Ziel der HHL, durch einen „Integrated Management“-Ansatz leistungsfähige und verantwortungsbewusste Führungspersönlichkeiten auszubilden. An der HHL kann in zwei Jahren das Hauptstudium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Unternehmensführung absolviert werden. Zudem bietet die Hochschule den 18-monatigen Master of Science in Management an. Darüber hinaus kann an der HHL in einem 15-monatigen (bzw. 24-monatigen berufsbegleitenden) Programm der MBA (Master of Business Administration) erworben werden. Ein dreijähriges Promotionsprogramm, das auch berufsbegleitend absolviert werden kann, rundet das Studienangebot der HHL ab. Mit der HHL-Tochtergesellschaft HHL Executive gGmbH werden firmenspezifische Weiterbildungsprogramme angeboten. Im April 2004 erhielt die Hochschule die renommierte Akkreditierung durch AACSB International.
Anlässlich des 110-jährigen Bestehens ist ein Buch mit dem Titel „Die Handelshochschule in Leipzig“ erschienen, das die bewegte Geschichte nachzeichnet.

Buch-Tipp: „Die Handelshochschule in Leipzig“
Göschel, Hans: Die Handelshochschule in Leipzig.
Leipzig: Handelshochschule Leipzig (HHL), 2008. 299 S., mit zahlr. farb. Abb.
49,95 Euro. – ISBN 978-3-00-024357-8

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