Zwickaus Wirtschaftsförderer schlägt sich vor Gewerkschaftern wacker
Donnerstag, 25. Juni 2009
Zwickau. Carsten Krauß, erst seit drei Wochen neuer Wirtschaftsförderer der Stadt Zwickau, hat seine erste Feuerprobe souverän gemeistert. Die sächsische Landesgruppe der Bundestagsfraktion der Linken um die Zwickauer Abgeordnete Sabine Zimmermann hatte ihn am Dienstagabend unter dem Motto „Schutzschirm für Menschen – Kampf um jeden Arbeitsplatz“ zu einem so genannten „Krisengipfel“ ins Gewerkschaftshaus eingeladen. Für die richtige Stimmung im knüppeldick gefüllten Saal hatte zuvor Parteichef Gregor Gysi gesorgt und dabei auch gleich erklärt, warum er noch einmal in den Bundestag einzieht.Carsten Krauß ließ sich von seinem prominenten Vorredner, dessen Argumenten und den zahlreich anwesenden Gewerkschaftern nicht beeindrucken. Die gegenwärtige Situation sei keine Krise, so Krauß, sondern eine Rezession und die komme, das lerne ein Betriebswirtschaftsstudent im ersten Semester, während eines konjunkturellen Zyklus neben Boom, Auf- und Abschwung nun einmal vor. Die Mehrheit der Anwesenden lies Krauß allerdings lautstark wissen, dass sie da anderer Meinung war. Manche brachten ihren Protest auch damit zum Ausdruck, dass sie während seiner Rede den Saal einfach verließen. Krauß lies sich davon nicht aus dem Konzept bringen und fand deutliche Worte für das Konjunkturpaket der Bundesregierung. Das sei in seinen Augen kurzsichtige Meinungsmache ohne langfristige Wirkung. Mit Mitteln wie der Abwrackprämie werde die nächste Boomphase die in ein oder zwei Jahren automatisch gekommen wäre einfach vorweggenommen, die nächste Rezession werde sich mit schlimmeren Auswirkungen unmittelbar an die jetzige Rezession anschließen. Detlef Nagel, Betriebsrat bei Volkswagen Sachsen, wollte dieser Argumentation nicht folgen. Er sei froh, dass es die Abwrackprämie gebe, schließlich hänge die ganze Region am Wirtschaftsfaktor Volkswagen. Als Krauß fragte, was in zwei Jahren sei, wenn die Nachfrage der potenziellen Autokäufer befriedigt sei, argumentierte Nagel, dass dann die Wirtschaft hoffentlich wieder angesprungen sei.
Starke Kritik musste sich Krauß auch dafür gefallen lassen, dass er das im Vergleich zu den alten Bundesländern niedriger Lohnniveau der Region offensiv bei der Investorensuche einsetzt. „20 Jahre nach der Wende brauchen wir endlich gleiche Tariflöhne für Ost und West“, forderte Detlef Nagel. Der Betriebsrat griff die von Gregor Gysi bereits im Vorfeld angeschobene Diskussion noch einmal auf. „Wir müssen mehr Selbstbewusstsein zeigen. Wir haben uns zuviel gefallen lassen und damit ist jetzt Schluss“ hatte der Parteichef getönt und dafür starken Beifall eingeheimst. Dabei wolle er nicht den Zwist zwischen Ost- und Westdeutschen neu entfachen, der seiner Meinung nach gar nicht mehr existiere, weil die neue Grenze jetzt zwischen unten und oben verlaufe. Wenn Gysi auch nicht viel Neues zu berichten hatte, seinen Fans gefiel der Auftritt. Allen anderen präsentierte er ein Referat aus dem rhetorischen Baukasten für Linkspolitiker mit den üblichen Angriffen auf den politischen Gegner und die Superreichen. Ohne die Möglichkeit für Nachfragen düste er nach dem Auftritt im dicken Audi davon.
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