Der Lehrerstreik als angewandte Wirtschafts- und Sozialkunde
Mittwoch, 04. Februar 2009

Leeres Klassenzimmer - Foto: Manfred Jahreis © PIXELIO.de
Sachsens Lehrer streiken. Das ist ihr gutes Recht. Die Leidtragenden sind die sächsischen Schüler, deren Unterricht ausfällt. Da nützt es auch nichts, dass Sachsens Schüler deutschlandweit Spitzenreiter im aktuellen Pisatest sind. Wenn es um das Verständnis wirtschaftlicher Prozesse geht, dann glänzen viele Mädchen und Jungen vor allem mit Halbwissen. Vielleicht ist der Streik deshalb ein gutes Beispiel angewandter Sozial- und Wirtschaftskunde. Die Schüler lernen schließlich, dass es sich in einer Wirtschaftskrise nur die Beschäftigten im öffentlichen Dienst leisten können, für mehr Geld auf die Straße zu gehen. Klar sind viele Lehrer unzufrieden mit ihrem Job, aber mit einem steigenden Einkommen wird sich doch nicht gleich auch noch automatisch die Zufriedenheit erhöhen.
Die Sächsische Zeitung hat jüngst Lehrer nach den Gründen für den Streik gefragt. Da wird eine Lehrerin zitiert, die sich darüber beschwert, dass sie Teilzeit arbeitet, aber 100 Prozent Leistung bringen muss. Seit wann heißt Teilzeit, dass nicht auch die volle Leistung erwartet wird? Eine andere Lehrerin erzählt, dass sie 29 Stunden in der Woche unterrichtet und mit Vorbereitungszeit und Nachhilfestunden auf Honorarbasis auf eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden kommt. Einem Angestellter in der freien Wirtschaft, der sich bei seinem Chef darüber beklagt, dass er mit Nebenjob 80 Stunden in der Woche schuftet, würde man ein Seminar zur Arbeitsorganisation empfehlen – und keinen Streik.
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