Wirtschaft in Sachsen

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Qimonda-Rettung gescheitert

Freitag, 23. Januar 2009

Dresden. Nach einem Bericht des Handelsblattes steht der Chiphersteller Qimonda vor dem Aus. In Sachsen reagierte die Politik geschockt auf die Nachricht aus München. Die meisten sind sich dabei einig: Das Aus von Quimonda ist ein schwerer Schlag, bedeutet aber nicht das Ende des hochsubventionierten Silicon Saxony.„Die Staatsregierung wird alles tun, um einen künftigen Investor zu unterstützen. Unser Hilfsangebot steht unverändert. Wir glauben an die Mitarbeiter und an die Technologie von Qimonda“, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) in Dresden. Die Stadt sei ein europaweit einzigartiger Mikroelektronikstandort, der weltweit hohes Ansehen genieße. „Silicon Saxony steht für hervorragend ausgebildete Fachkräfte und eine Forschungslandschaft, die ihres gleichen sucht. Das sind hervorragende Perspektiven für die weitere Entwicklung von Silicon Saxony“, glaubt der Ministerpräsident. Darüber hinaus sei der Mikroelektronikstandort Dresden viel mehr als die Summe seiner Teile und der einzelnen Unternehmen.

Flath: Qimonda hat lukrative Teilbereiche

Ähnlich argumentierte Steffen Flath, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag: „Der Chipstandort Dresden besteht aus mehr als aus Qimonda. Viele kleinere IT-Unternehmen behaupten sich erfolgreich am hart umkämpften Markt. Auch bei Qimonda selbst gibt es lukrative Teilbereiche, wie zum Beispiel die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Diese Bereiche sollten dem Standort Silicon Saxony erhalten bleiben.“

Morlok: Standort ist solide gewachsen

Nach den Worten des wirtschaftspolitischen Sprechers der FDP-Fraktion, Sven Morlok, sei Qimonda zwar ein Leuchtturm des Silicon Saxony gewesen, aber inzwischen sei der Standort so solide gewachsen, dass er auch diesen Verlust verkraften könne. „Denn Silicon Saxony besteht nicht nur aus ein paar hochsubventionierten Leuchttürmen, sondern aus insgesamt 1.200 Firmen mit über 40.000 Beschäftigten“, so Morlok. Noch Anfang der Woche hatte sich der Politiker dafür ausgesprochen, den Firmensitz als Zeichen des guten Willens von München nach Dresden verlegt wird.

Hahn: Es droht das Aus für den Mikroelektronik-Standort

Ein düsteres Bild malt dagegen André Hahn, Vorsitzender der Linksfraktion, nach dessen Einschätzung nicht nur der Verlust tausender Arbeitsplätze, sondern in letzter Konsequenz auch das Aus für den Mikroelektronik-Standort in Dresden droht.

Hermenau: Sachsen ist am irrwitzigen Subventionswettbewerb gescheitert

„Um Qimonda zu retten, war der Freistaat leider nicht stark genug. Der irrwitzige Subventionswettbewerb, mit dem asiatische Staaten und die USA versuchen, ihre Standorte zu sichern, geht über die sächsischen Kräfte“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Antje Hermenau. Außerdem hätten schwere Managementfehler und die Kreditkrise den Chiphersteller geschadet. Die Verantwortlichen hätten ausgetauscht werden müssen. Diese Fehler seien  kurzfristig nicht mehr zu korrigieren gewesen.
Jurk: 150 Millionen Euro Kredit war die Grenze des Vertretbaren

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) wies in einer ersten Stellungnahme darauf hin, dass der Freistaat mit dem Angebot eines Betriebsmittelkredites in Höhe von 150 Millionen Euro zur Sicherung der Liquidität an die Grenze des Vertretbaren gegangen sei. Zudem sei die Landesregierung bereit gewesen, gemeinsam mit dem Bund die notwendigen Investitionen am Standort Dresden in Höhe von rund 1,2 Milliarden mit Bürgschaften für Bankkredite zu unterstützen. Für beides, so Jurk, sei jedoch erforderlich gewesen, dass die Gesamtfinanzierung über die Laufzeit der Maßnahmen geschlossen ist und eine längerfristige Perspektive geschaffen wird. Dies sei Qimonda nicht gelungen.
Jurk betonte, dass die von Qimonda entwickelte neue Chip-Technologie mit ihrem deutlichen Vorsprung vor den Wettbewerbern wesentlicher Grund für das Engagement des Freistaates gewesen sei. Die Entwicklung auf dem Markt für Speicherchips ist aber gerade in jüngster Zeit noch schlechter verlaufen als es vorherzusehen gewesen sei. Die Preise auf dem Weltmarkt seien in den letzen Monaten des Jahres 2008 noch einmal deutlich gefallen, so dass auch Weltmarktführer Samsung Defizite eingefahren hat.

IG Metall: Fortführung von Qimonda ist möglich

Die IG Metall hält dagegen weiterhin eine Fortführung von Qimonda für sinnvoll und möglich. „Es geht um den Erhalt einer selbständigen europäischen Halbleiterindustrie und damit um eine industriepolitisch sehr relevante Branche. Das sächsische Industrie-Cluster ist das letzte Halbleiterzentrum in Europa, das noch so genannte Leading Edge Technologie und damit zukunftsfähige Produkte und Basistechnologien entwickelt“, erklärte der IT-Experte der IG Metall Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen Wigand Cramer.

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Kommentare

Ein Beitrag zu “Qimonda-Rettung gescheitert”

  1. IG Metall sieht Silicon Saxony in Gefahr
    Freitag, 30. Januar 2009 @ 08:17

    […] Nach dem der Speicherchip-Hersteller Qimonda Insolvenz angemeldet hatte, wollen die IG Metall und der Betriebsrat von Qimonda Dresden für eine […]

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