Wirtschaft in Sachsen

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Sachsen will Abhängigkeit vom Rohöl verringern

Donnerstag, 27. November 2008

Oeltanker von J.Bredehorn © PIXELIO.de

Oeltanker von J.Bredehorn © PIXELIO.de

Freiberg. STF-Benzin – so heißt der neue alternative Kraftstoff der nächsten Generation, der in Freiberg entwickelt wird. Der hochoktanige Treibstoff entsteht aus Synthesegas, das aus fossilen, etwa den bisher ungenutzten Erdölbegleitgasen, oder nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden kann. In einem gemeinsamen Projekt wollen die Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC) und die TU Bergakademie Freiberg die innovative Technologie erstmals zur Marktreife führen. In Freiberg entsteht dazu eine Versuchsanlage, deren Bau und Erprobung das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und  Arbeit (SMWA) maßgeblich fördert. Wirtschaftminister Thomas Jurk übergab heute den Bewilligungsbescheid an die Projektpartner. In dem Vorhaben forschen CAC und die Freiberger Institute für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (IEC) sowie  für Technische Chemie gemeinsam. Hochoktaniges Benzin wird für energiesparende und umweltschonende Fahrzeuge in Zukunft ein Muss. Es hilft, den Kraftstoffverbrauch und damit auch den Schadstoffausstoß zu senken. Um den (weltweit steigenden) Bedarf zukünftig zu decken und gleichzeitig die Abhängigkeit von Erdöl zu senken, erproben Freiberger Wissenschaftler zusammen mit Chemnitzer Anlagenbauern eine neue Technologie. Sie verspricht eine höhere Benzinausbeute bei geringeren Kosten. Ausgangsstoff des Verfahrens ist dabei nicht mehr Erdöl, sondern ein gasförmiger fossiler Energieträger. Perspektivisch ist auch der Einsatz von Kohle oder nachwachsenden Rohstoffen möglich. „Die erfolgreiche Umsetzung dieser innovativen Technologie wird Sachsen als Forschungs- und Produktionsstandort für nachhaltige Energietechniken weiter befördern“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk (SPD). „Ich bin mir sicher, dass sich dies auch positiv auf die Wirtschaftskraft des sächsischen Anlagenbaus und auf den Erhalt und die Schaffung zukunftssicherer Arbeitplätze auswirkt“.
Vor allem der Einsatz von Erdölbegleitgasen scheint vielversprechend. „Mit den Erdölbegleitgasen ließe sich der jährliche Energieverbrauch in ganz Deutschland decken“, erläutert Prof. Bernd Meyer, Direktor des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen. Bisher wurden diese Gase, die sich in Erdöllagerstätten bilden, größtenteils abgefackelt, unter anderem auf Grund von Problemen beim Transport. Nun kann man aus ihnen in Zukunft Kraftstoff gewinnen.
„Die neue Technologie macht es möglich, das Gas direkt am Förderloch in transportfähiges Benzin zu verwandeln und so weiter zu nutzen. Gleichzeitig können dadurch CO2-Emissionen reduziert werden, die bei der bisherigen Verbrennung des Gases weltweit in einer Größenordnung von jährlich 100 bis 150 Millionen Tonnen anfallen.“ Die Benzin-Versuchsanlage, die in Freiberg entsteht, wird dieses Verfahren zunächst mit Synthesegas aus Erdgas erproben.
Der Standort auf dem Gelände des Lehr- und Forschungsbergwerks „Reiche Zeche“ ist nach Angaben der Bergakademie dafür ideal gewählt. Dort befindet sich bereits eine weitere Versuchsanlage des IEC, die HP-POX. Die Anlage erzeugt mittels eines Hochdruck-Verfahrens Synthesegase aus gasförmigen oder flüssigen Kohlenwasserstoffen. Diese Gase sind ein optimaler Ausgangsstoff für die neuartige Benzinsynthese.

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