Sachsens Schüler auf Platz 1 beim PISA-Test
Dienstag, 18. November 2008
Dresden. Sachsens Schüler haben beim PISA-Test im innerdeutschen Vergleich hervorragend abgeschnitten. Sie belegten sowohl beim Schwerpunkt Naturwissenschaft als auch in den Teilbereichen Mathematik und Lesekompetenz den ersten Platz vor Bayern und Thüringen. Sachsen hat sich damit seit dem ersten PISA-Test vor acht Jahren stetig verbessert und nimmt nicht nur innerhalb Deutschlands eine Spitzenposition ein, sondern ist auch international sehr gut platziert. In allen drei Testbereichen liegen die Sachsen deutlich über dem OECD-Durchschnitt. So erreichten die sächsischen Schüler bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz 541 und damit 40 Punkte mehr als der OECD-Durchschnitt. Sie sind damit Zweiter hinter Finnland und vor Kanada. Bei den mathematischen Kompetenzen kam Sachsen mit 523 Punkten gemeinsam mit Japan auf Rang 6 und für die Lesekompetenz gab es auf der internationalen Skala Platz 7. Zur Spitzengruppe beim Lesen gehören Korea, Finnland und Kanada.
Sachsens Kultusminister Roland Wöller (CDU) freue sich am meisten über den Erfolg beim Lesen, teilte sein Ministerium mit. Hier habe Sachsen seit dem Jahr 2000 den größten Sprung nach vorn gemacht. Als Ursache nannte Wöller unter anderem fachübergreifende Maßnahmen zur Stärkung der Lesekompetenz und verstärkte individuelle Förderung. Insbesondere bei den Jungen würde die Lesekompetenz schwerpunktmäßig unterstützt.
Wöllers Kabinettskollegin, Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD), stellte vor allem auf den Erfolg der Schüler in den Naturwissenschaften ab. „Den Vorsprung zu nutzen und vor allem mehr Mädchen und junge Frauen für ein Studium der Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Technik zu gewinnen – das ist die große Herausforderung, der sich Sachsen in den kommenden Jahren stellen muss“, sagte sie. Momentan klaffe zwischen dem Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften im naturwissenschaftlich-technischen Bereich und der Nachfrage nach den entsprechenden Studienplätzen noch eine große Lücke, so die Wissenschaftsministerin. Vor allem junge Frauen und Mädchen hätten Naturwissenschaften und Technik als Studienrichtung noch zu wenig im Fokus. Erst am Wochenende hatte dies eine neue Studie bestätigt. „Die Lücke muss vor dem Hintergrund des drohenden Mangels an Fachkräften in der Wirtschaft, aber auch an wissenschaftlichem Nachwuchs für Sachsens Hochschulen und Forschungseinrichtungen dringend geschlossen werden“, so Eva Maria-Stange. Astrid Günther-Schmidt, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, bezweifelt nicht, dass das „Land der Ingenieure“ bei der naturwissenschaftlichen Bildung an der Spitze stehe. „Es geht aber nicht nur um berufsbezogene Zielsetzungen. Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und soziale Teilhabe sind ebenso bedeutende Ziele in der Bildung“, sagte sie.
Cornelia Falken, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, konnte sich über die Ergebnisse weniger freuen: „PISA bildet nur einen Ausschnitt des schulischen Alltags ab. So ist die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss nach wie vor zu hoch. Auch die immer weiter steigende Zahl von Schülerinnen und Schülern, die an eine Förderschule geschickt werden, ist vollkommen inakzeptabel. Am stärksten muss jedoch beunruhigen, dass die Bildungschancen im Lande ungleich verteilt sind. Inzwischen haben sich soziale Brennpunkte herausgebildet, in denen sich die Problemlagen häufen. In Leipzig und Görlitz zum Beispiel ist der Anteil von Schülerinnen und Schülern ohne oder mit einem nur gering qualifizierenden Abschluss besonders hoch.“ Ähnlich argumentierte Torsten Herbst, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag. „Trotz der achtbaren Ergebnisse müssen die Baustellen im sächsischen Schulwesen jetzt umso energischer in Angriff genommen werden. Steigende Schülerzahlen bei Förderschulen und jeder elfte Schüler ohne Schulabschluss zeigen, dass Sachsen in der Bildungspolitik noch enorme Defizite hat“, sagte er.
Roland Wöller betonte dagegen, dass der Schulerfolg in Sachsen deutlich weniger mit der sozialen und kulturellen Herkunft verbunden sei, als in anderen Ländern. „Sachsen gelingt es als einzigem Bundesland, in allen Kompetenzbereichen die so genannte Risikogruppe auf unter 15 Prozent zu halten. Das heißt, in Sachsen werden leistungsschwache Schüler erfolgreich gefördert“, heißt es in einer Mitteilung aus seinem Ministerium.
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