Plastic Logic eröffnet seine Produktion
Dienstag, 16. September 2008
Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk (SPD) ist sich ganz sicher: „Von Dresden aus wird die Bildschirmtechnik revolutioniert.“ Er gratulierte damit dem Unternehmen Plastic Logic zur morgigen Eröffnung der weltweit ersten industriellen Fertigungsanlage für Kunststoffelektronik. 83 Mitarbeiter aus zehn Nationen wollen mit neuartigen elektronischen Papierdisplays ein höchst innovatives Produkt auf den Weltmarkt bringen. Der Grundstein für das Werk war am 23. Mai 2007 gelegt worden.„Nicht zuletzt durch Plastic Logic ist Dresden ein ‚Centre of Excellence‘ innovativer Bildschirmtechnik „, so Jurk weiter. Für ihn zählt dazu an erster Stelle auch das forschende Dresdner Unternehmen Novaled AG, das Wegbereiter organischer Leuchtdioden mit dem Schlüssel für die industrielle Fertigung großformatiger OLED-Displays ist. Eng damit verbunden ist das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme. Zu dieser Branche gehört auch die MicroEmissive Displays Germany GmbH, die seit 2007 in Dresden die weltweit ersten Mikrodisplays aus polymerorganischen Leuchtdioden (P-OLED) herstellt. Ihre winzigen Bildschirmchen von 6 mal 6 Millimeter Größe eignen sich für die Sucher von Digitalkameras, für Sportbrillen und viele andere Anwendungen. Mit bereits mehr als 90 Patenten und Patentanmeldungen ist die Dresdner SeeReal Technologies GmbH – 2002 von Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden gegründet – heute weltweit führend in der Entwicklung holografischer 3D-Bildschirmlösungen. „Diese in Dresden bereits vorhandene Kompetenz war ein entscheidender Grund für Plastic Logic, sich hier anzusiedeln“, sagt Jurk. „Wir werden alles dafür tun, um diesen Kompetenzvorsprung weiter auszubauen.“
Plastic Logic wurde im Jahre 2000 von Forschern des Cavendish-Laboratoriums der Universität im englischen Cambridge gegründet. Bei der weltweiten Suche nach einem Produktionsstandort machten die Wirtschaftsförderung Sachsen und die Stadt Dresden das beste Angebot, heißt es in einer Pressemitteilung des Sächsischen Wirtschaftsministeriums. Seinen Geschäftssitz hat das Unternehmen mit dem Vorstandsvorsitzenden Richard Archuleta mittlerweile in Mountain View in Kalifornien. Auf der Technologiekonferenz DEMOfall 08 am 8. September stellte Plastic Logic ein erstes Funktionsmodell der Öffentlichkeit vor. Dabei handelt es sich um einen Bildschirm im US-Letter-Format von 216 mal 279 Millimeter bzw. 8,5 mal 11 Zoll. Die Verwendung einer biegsamen Plastikfolie statt Glas beim herkömmlichen Bildschirm und die selbst entwickelte Kunststoffelektronik machen die Innovation aus. Damit ist das Gerät dünner als ein Papierblock und leichter als viele Wirtschaftsmagazine. Die E-Ink-Technologie ermöglicht es, dass Geschäftsdokumente wie Microsoft Word, Excel und Powerpoint, PDF-Dateien und Formate von Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gut lesbar angezeigt werden. 2009 soll der Bildschirm in Großserie gehen und auf den Markt kommen. Plastic Logic will dazu Partnerschaften mit Verlagshäusern, Vertriebs- und Einzelhandelsunternehmen eingehen. Noch 2009 soll das Personal auf bis zu 140 Mitarbeiter aufgestockt werden. Nach Abschluss der jüngsten Finanzierungsrunde stehen dem Unternehmen 200 Millionen US-Dollar für den weiteren Ausbau der Produktion zur Verfügung. Analysten schätzen das weltweite Marktvolumen für die Kunststoffelektronikbranche bis 2015 auf 30 Milliarden US-Dollar ein.
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